Zunächst gilt es das Chaos zuhause rechtzeitig zu verlassen, den vorbereiteten Nachtisch (Quark) nebst Sprössling ins Auto zu verpacken. Aufgrund einer Vollbremsung des vorderen Autos und meiner wahnsinnig guten Reaktion ergießt sich der komplette Quark im ganzen Auto. In der Kindi angekommen, packe ich mir die Klappbox mit allen am Tag zuvor eingekauften Zutaten. Kurz vor dem Treppenaufgang kracht die Kiste, die Griffe habe ich fest in der Hand, aber der Inhalt liegt mir „zu Füßen”.
Ohjeh und das alles unter dem strengen Blick von Frau A:, der Meesnerin. Schnell haste ich nach oben, Begrüßungen murmelnd, die Kinder fragen berechtigterweise: „Was gibt’s heute eigentlich zu essen?”
Meine Antwort: „Lasst Euch überraschen”. Nach einigem Gewischel bin ich froh, dass die Erzieher bei erkranktem Zivi (warum trifft´s nur immer mich) den Frühstückstisch schon gedeckt haben. Ich schaue auf den Essensplan am Kühlschrank – was könnte ich heute ganz spontan Frisches, Vollwertiges nicht schon wieder Fleischiges zubereiten?
Am Beginn meiner Elterndienst-Karriere hätte ich die Vollwertkochbücher zur Hand genommen, aber den Schiffbruch mit Gemüseaufläufen und Getreideküchlein habe ich schon erlitten. Für kulinarische Höhenflüge wie Herzoginkartöffelchen aus der Spritztülle bleibt heute schlicht keine Zeit. Auch für Heldentaten wie 60 Vollkornwaffeln an 3 Waffeleisen fehlen am heutigen Tag die technischen Möglichkeiten.
Mein Blick wandert zum Boiler....1,5 kg Nudeln....4,5 kg Kartoffeln , d. h. dem Zettel mit Mengenangaben. Ich entscheide mich für Ersteres mmmmh ... mit grüner Soße ... Halt! Diesen Fehler begehe ich nicht, ein entscheidender Faktor beim Kindi-Essen ist immer die Namensgebung: Also: Zauberpasta mit Wawuftelsoße (Wawuftel ist eine grüne Handpuppe und eine Art Maskottchen vom Kindi) und Käse überbacken.
Natürlich habe ich wieder 3-4 fleissige, kleine Helfer, die sich alle selbständig (egal ob 20 Monate oder 4 Jahre) einen Stuhl zur Arbeitsplatteschieben, die Ärmel hochkrempeln und mit Brettchen und Messern bewaffnet die Zutaten für die Sauce schnippeln.
Wieder andere decken schon mal den Tisch....
Nach 2h Backzeit fällt mir auf, dass ich zum wiederholten Male den Sicherheitsschalter außer Acht gelassen habe. Kein Wunder schließlich leidet mein Kind alle 3 Wochen unter akutem „Elterndienstsyndrom”( Hand am Hosenbein der Mama/Papa bzw. lauthals nach dem jeweiligen Elternteil rufend) in der absolut heißen Kochphase. Stunden später verbrenne ich mir wie gehabt den Handrücken beim Bergen der Auflaufform. Nach einem zünftigen „Piep piep Mäuschen”schmeckt´s doch allen gut.
Zum üblichen Programm kommt heute noch Putzdienst (für den Zivi) hinzu. Aber warum gibt´s heute keine Lappen?
Ein Blick auf den Wäschedienstplan bringt´s an den Tag: Das auch noch: Den hab ich am Wochenende einfach verpennt.
14.30: Es kommt Feierabendstimmung auf. Auf 10qm ziehen 10 Eltern 12 Kinder die volle Montur an, besonders erquickend jetzt im Winter, dazwischen lauthals Diskussionen wer zu wem, aber nicht heute weil „KISS ” oder vielleicht doch morgen nach dem Flöten. Und wenn schon dann mindestens mit Übernachten, aber nicht bei uns.
Am Abend lasse ich den Tag Revue passieren und was bleibt ist die Freude wenn ich an die eigentlichen Highlights denke: Mein Kind dabei beobachten, wie es strahlend durch die Kindi läuft und sich nur pudelwohl fühlt, im Morgenkreis zwei Minis auf dem Schoß, die mich z.T. liebevoll Mama nannten, in Sachen Naturphänomene wieder was gelernt (oder wusstet Ihr schon...), einige tolle neue Bilderbücher kennengelernt, lauthals beim Regenbogenlied mitgegröhlt oder beim Mandela-Malen einfach die Seele baumeln lassen....
Ich freue mich schon auf meinen nächsten Elterndienst, ehrlich!
Ruth Englert und Priska Würth